Therapie-Motivation erfassen
- ergo-mara
- 25. Dez. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Hallo und fröhliche Weihnachten,
Heute will ich mit euch über ein oft schwieriges Thema sprechen: Klienten Motivation
Oft geht man davon aus das Motivation zur Therapie gegeben sein muss. Aber die Gründe zur Therapie zu kommen sind sehr unterschiedlich und beeinflussen, maßgeblich den Erfolg der Therapie.
Ein Klient mit Demenz kommt oft nicht auf Grund eigener Motivation oder Einsicht, sondern auf Empfehlung des Arztes oder weil die Angehörigen darauf bestehen.
Ein Kind kommt oft nicht weil es selbst versteht wozu, sondern auf Wunsch der Eltern oder häufiger der Erzieher oder Lehrer.
In diesem Fall Frage ich gern wie es dem Klienten begründet wurde, zu mir zukommen.
Ein denkwürdiger Moment kam hierzu vor:

Im Vorgespräch gibt die Mutter an, dass das Kind auf Empfehlung der Lehrerin und in Absprache mit dem Arzt wegen Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung und dem Lesen kommen soll.
Als ich das Kind frage wieso es glaubt hier sein zu müssen, antwortet es:
"Ich bin mir nicht sicher, aber mein bester Freund hat so ein Problem und stört ganz viel im Unterricht und seine Mama schreit ihn immer an, und der muss auch zur Ergotherapie. Ich glaube also, dass ich die Mama sehr nerven muss, obwohl ich mir immer ganz viel Mühe gebe am Tisch still sitzen zu bleiben."
Als die Mutter das hört, fängt sie an zu weinen und versucht ihrem Kind erklären wieso es wirklich kommt.
Klienten Motivation zur Teilnahme an der Therapie kann man grundlegend in
Extrinsische Gründe
Intrinsisches Grunde
Hilfesuchen
Unterscheiden.
Ein entscheidender Faktor ist dabei das Vertrauen in die Wirksamkeit der Behandlung und die Fähigkeiten des Therapeuten.
Ein Gespräch, das ich kürzlich mit einer Schülerin hatte, die mit einem Langzeit-Klienten arbeiten möchte, der aber nicht zur Therapie motiviert scheint. Einen Weg zu finden für unsere Klienten eine Perspektive aufzubauen, bedeutet es uns bewusst zu machen wo unsere Klienten stehen. Und ihnen zuzuhören.
Probleme zu lösen bedeutet immer zuerst einmal zuhören.

Um diese Dinge/ Motivation/ Risikofaktoren zu erfassen, gibt es einen einfachen Fragebogen, der sowohl zur Verlaufskontrolle als auch zum internen Qualitätsmanagement eingesetzt werden kann. Die TMQ Skala.
Diese Stelle ich euch heute hier vor:
Die TMQ-Skala
In diesem Fragebogen geht es um die Gründe der Menschen, sich einer Behandlung zu unterziehen, und um ihre Gefühle dazu Behandlung. Die Teilnahme ist freiwillig, Sie müssen also kein Formular ausfüllen, wenn Sie nicht möchten. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Gründe, sich einer Behandlung zu unterziehen, und wir möchten wissen, wie wahr diese sind
Jeder dieser Gründe ist für Sie. Bitte geben Sie an, wie zutreffend der jeweilige Grund für Sie ist
Folgende Skala:
1 2 3 4 5 6 7
Von 1 = trifft gar nicht zu
Bis 7 = trifft absolut zu
A. Ich kam zur Behandlung in die Klinik/ Praxis weil:

1. Ich möchte wirklich einige Veränderungen in meinem Leben vornehmen.
2. Ich fühle mich nicht gut, wenn ich keine Hilfe bekomme.
3. Ich wurde von der Justiz verwiesen.
4. Ich fühle mich wegen meines Problems so schuldig, dass ich etwas dagegen tun muss.
5. Mir persönlich ist es wichtig, meine Probleme zu lösen.
B. Wenn ich in Behandlung bleibe, liegt das wahrscheinlich daran, dass:
6. Ich bekomme Ärger, wenn ich es nicht tue.

7. Ich werde mich sehr schlecht fühlen, wenn ich es nicht tue.
8. Wenn ich es nicht tue, fühle ich mich wie ein Versager.
9. Ich habe das Gefühl, dass es der beste Weg ist, mir selbst zu helfen.
10. Ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass ich die Wahl habe, in Behandlung zu bleiben.
11. Ich denke, dass es in meinem Interesse liegt, die Behandlung abzuschließen.
C. Bewerten Sie jede der folgenden Aussagen danach, wie wahr jede Aussage für Sie ist.

12. Ich kam jetzt zur Behandlung, weil ich unter Druck stand, dorthin zu kommen.
13. Ich bin nicht sicher, ob dieses Programm für mich funktioniert.®
14. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Programm für mich funktionieren wird.®
15. Ich habe mich für eine Behandlung entschieden, weil ich an Hilfe interessiert war.
16. Ich bin nicht davon überzeugt, dass mir dieses Programm dabei helfen wird, mit dem Trinken** aufzuhören.®
** Oder anderen Verhaltens- oder Substanzgebrauchsschwierigkeiten
17. Ich möchte offen mit anderen Teilnehmern des Programms kommunizieren.

18. Ich möchte einige meiner Sorgen und Gefühle mit anderen teilen.
19. Für mich wird es wichtig sein, bei der Lösung meines Problems eng mit anderen zusammenzuarbeiten.
20. Ich bin für die Wahl dieser Behandlung verantwortlich.
21. Ich bezweifle, dass dieses Programm meine Probleme lösen wird.
22. Ich freue mich darauf, mit anderen in Kontakt zu treten, die ähnliche Probleme haben.

23. Ich habe mich für diese Behandlung entschieden, weil ich denke, dass sie eine Chance zur Veränderung ist.®
24. Ich bin nicht sehr zuversichtlich, dass die Behandlung dieses Mal Ergebnisse bringen wird.®
25. Es wird für mich eine Erleichterung sein, meine Bedenken mit anderen Programmteilnehmern zu teilen.
26. Ich akzeptiere die Tatsache, dass ich Hilfe und Unterstützung von anderen brauche, um meine Ziele zu erreichen bzw. ,ein Problem zu bewältigen.
Auswertung des TMQ:

Berechnen Sie die vier Subskalenwerte, indem Sie die Antworten für jedes Item in ermitteln.
Die Unterskala:
Die externen Gründe und die internalisierten Gründe sind die Subskalen, die den größten Zusammenhang aufweisen zur Selbstbestimmungstheorie.
Externe Gründe: 3, 6, 10, 12
Verinnerlichte Gründe: 1, 2, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 15, 20, 23
Hilfesuchende: 17, 18, 19, 22, 25, 26
Konfidenz: 13®, 14, 16®, 21®, 24®
Hinweis: Ein ® nach den Elementen in der Die Unterskala „Konfidenz“ bedeutet, dass das Element vor der Mittelung umgekehrt bewertet werden sollte Mit anderen Items der Subskala. Subtrahieren Sie dazu die Antwort der Person von 8.
Somit gilt:
Beispielsweise wird aus einer 3 eine 5. Auf diese Weise bedeutet eine höhere Punktzahl mehr Vertrauen in die Behandlung.
Diese Methodik kann helfen Risikofaktoren und Motivation für die Therapie herzustellen und im Verlauf zu kontrollieren. Und auch wichtige Faktoren nicht aus dem Blick zu verlieren, die den Therapieerfolg gefährden.
Hiermit wünsche Ich schöne Weihnachtsfeiertage!
Eure Mara
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